Hier ist das Meer, hier können wir die
Stadt vergessen,
Zwar lärmen eben jetzt noch ihre
Glocken das Ave
Maria -
es ist jener düstere und törichte, aber süße Lärm
am Kreuzwege von
Tag und
Nacht -
aber nur noch einen Augenblick! Jetzt schweigt Alles!
Das
Meer liegt bleich und glänzend da, es kann nicht reden.
Der
Himmel spielt sein ewiges stummes Abendspiel
mit roten, gelben, grünen Farben, er kann nicht reden.
Die kleinen Klippen und Felsenbänder,
welche in's Meer hineinlaufen wie um den Ort zu finden,
wo es am einsamsten ist, sie können alle nicht reden.
Diese ungeheure Stummheit, die uns plötzlich überfällt,
ist schön und grausenhaft, das
Herz schwillt dabei.
Oh der Gleissnerei dieser stummen Schönheit!
Wie gut könnte sie reden, und wie böse auch, wenn sie wollte!
Ihre gebundene Zunge und ihr leidendes
Glück im Antlitz
ist eine Tücke, um über dein
Mitgefühl zu spotten!
Sei es drum! Ich schäme mich dessen nicht,
der Spott solcher Mächte zu sein.
Aber ich bemitleide dich, Natur, weil du schweigen mußt,
auch wenn es nur deine Bosheit ist, die dir die Zunge bindet;
ja, ich bemitleide dich um deiner Bosheit willen!
Ach, es wird noch stiller, und noch einmal schwillt mir das Herz:
es erschrickt vor einer neuen Wahrheit, es kann auch nicht reden,
es spottet selber mit, wenn der Mund
etwas in diese
Schönheit hinausruft,
es genießt selber seine süße Bosheit des Schweigens.
Das Sprechen, ja das Denken wird mir verhaßt:
höre ich denn nicht hinter jedem Worte
den Irrtum, die Einbildung, den Wahngeist lachen?
Muß ich nicht meines Mitleidens spotten? Meines Spottes spotten?
Oh Meer! Oh Abend! Ihr seid schlimme Lehrmeister!
Ihr lehrt den
Menschen aufhören, Mensch zu sein!
Soll er sich euch hingeben?
Soll er werden, wie ihr es jetzt seid,
bleich, glänzend, stumm, ungeheuer, über sich selber ruhend?
Über sich selber erhaben?
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